Coronakrise: Serviced Apartments schlagen sich wacker

10. April 2020 - Die Serviced Apartments-Branche bleibt von der Coronakrise nicht verschont, ihre Belegungseinbrüche fallen jedoch im Vergleich zur klassischen Hotellerie geringer aus. „Grundsätzlich gilt, je höher der Longstay-Anteil in einem Serviced-Apartment-Haus ist, desto besser ist seine aktuelle Situation“, sagt Anett Gregorius, Geschäftsführerin von Apartmentservice aus Berlin. „70 Prozent der Häuser auf unserer Plattform sind noch geöffnet. Im März betrug die Auslastung im Schnitt zwischen 50 und 70 Prozent, das ist ein Minus von 20 bis 30 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat.“ Im April rechnen viele mit einem Nachfragerückgang auf 40 bis 50 Prozent.

Kontaktlose Prozesse und starkes Internet

Das Segment hat eine schlanke Personalstruktur und starke Internetleitungen. Das heißt, Gäste können die Apartments auch sehr gut als Homeoffice nutzen. In den nächsten Wochen sollen weitere Stimmungsumfragen sowie eine umfangreiche Performance-Befragung unter den Betreibern erfolgen, deren Ergebnisse auch im Marktreport Serviced Apartments 2020 veröffentlicht werden, der im Juni erscheint. Zudem hat Apartmentservice gerade die Kampagne #Weareopen mit der Aktion „Safe in Your Second Home“ #stayhome gestartet. Damit soll sichtbar werden, wie stark das Segment in der gegenwärtigen Krise agiert und mit seinen USPs alte und neue Gästekreise erschließen kann.

Mit der Ansprache neuer Gäste bewegen sich auch die Smartments business der GBI mit sechs Häusern und insgesamt 852 Apartments in Berlin, Hamburg, München und Wien noch relativ erfolgreich durch die Krise. Die Häuser waren Stand 31. März zu 40 bis 45 Prozent ausgelastet. „Normalerweise bleiben unsere Gäste je nach Standort zwischen 16 bis 22 Nächte, inzwischen verzeichnen wir aber auch mehr kürzere Aufenthalte“, so Burak Ünver, Geschäftsführer von Smartments business. Ein großer Vorteil der Betriebe sei die beinahe kontaktlose Buchungs- sowie Ein- und Auscheck-Möglichkeit. Auch die Benutzung des Waschsalons könne inzwischen per App kontaktlos bezahlt werden. Wer heute noch beruflich auf Reisen sei, schätze angesichts geschlossener Restaurants zudem die Möglichkeit, sich selbst verpflegen zu können.

Apartments als Homeoffice buchbar

„Wir bieten unsere Apartments inzwischen auch auf der Homepage als Homeoffice an und sprechen darüber mit den Firmen, die bereits Vertragspartner sind“ ,sagt Ünver. Hierbei mache sich bezahlt, dass SMARTments business schon vor der Krise stets in die Digitalisierung investiert habe und alle Häuser über High-Speed-Internet verfügten. Weitere neue Gäste brächten Botschaften in die Häuser, die sich um ausländische Reisende kümmerten, die nicht nach Hause reisen könnten.

 „Schon vor der Corona-Krise waren außerdem in unseren Betrieben in Berlin und München Zimmerkontingente durch Krankenhäuser belegt, die dort Mitarbeiter unterbrachten. Diesen Kontakt haben wir intensiviert.“ Gleichzeitig sei auch Airbnb an das Unternehmen herangetreten und habe es gebeten, an seiner Aktion für Ersthelfer, Ärzte und Einsatzkräfte im Rahmen der Corona-Pandemie teilzunehmen. „Darüber denken wir gerade nach.“ Und noch eine neue Zielgruppe schwebt Ünver vor: Frauenhäuser. Angesichts der Ausgangsbeschränkungen stießen diese an ihre Kapazitätsgrenzen, sagt er.

Umquartierungen aus schließenden Hotels

Auch wenn sie in erster Linie als Vollservice-Hotels geführt werden und ihre Zahl an Longstay-Gästen daher verhältnismäßig gering ausfällt, kommt den Adina Hotels jetzt ihre Struktur mit Kitchenette sowie Wasch-Trockenmaschine pro Einheit zugute. Alle neun Häuser in Deutschland sind noch geöffnet. Schwimmbäder und Fitnessbereiche wurden geschlossen, die Restaurants auf Notbetrieb umgestellt. Das heißt, sie bieten noch eine kleine Auswahl an gut vorzubereitenden Gerichten wie kalte Platten, Toast, Suppen oder Salate per Zimmerservice. Auf Wunsch wird zudem ein Frühstückskorb vor die Tür gestellt.

 „Die Auslastung in unseren Häusern liegt je nach Standort zwischen 15 und 25 Prozent“, sagte Georgios Ganitis, Regional General Manager Adina Hotels Europe, am 2. April. Normal seien zu diesem Zeitpunkt zwischen 82 und 87 Prozent. Derzeit beherbergt Adina noch Stamm- sowie Langzeitgäste, die bereits vor der Krise in den Häusern waren. „Klassische neue Anfragen sind gestrandete Reisende, die über die Botschaften vermittelt werden, aber auch Mitarbeiter von Beratungs- oder Logistikunternehmen, die ihr Personal aufstocken“, erklärt der Manager. Hinzu kämen Ausquartierungen von anderen Hotels, die nach und nach schließen. „Wir freuen uns sehr über die große Solidarität in der Branche.“ Schon Anfang März hatte Adina in Deutschland, angeregt durch seine früher mit Corona in Berührung gekommene australische Muttergesellschaft, ein sehr aufwendiges Hygieneprogramm implementiert. „Unsere Lager waren deshalb rechtzeitig mit Desinfektionsmittel und Handschuhen gefüllt. An der Rezeption haben wir eine Plexiglasscheibe installiert. Schlüsselkarten und Kugelschreiber werden nach der Benutzung stets desinfiziert“, erläutert Ganitis.

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