Die schwächelnden Hotels stehen am Scheideweg

Wiesbaden, 25. März 2021 - Eine Dekade lief es wie geschmiert für die Hotellerie. Jedes Jahr ein Buchungsrekord – dann kam die Corona-Pandemie. Im vergangenen Jahr brach die Zahl der Übernachtungen in Deutschlands Häusern im Schnitt um 40% ein. Existenzängste quälen viele Betreiber, manchem ist die Luft schon ausgegangen. Sieben Häuser der Hotelgruppe Star Inn etwa mussten schließen; der Insolvenzverwalter konnte keinen Geldgeber finden, der alle oder einzelne Betriebe hätte fortführen wollen. Auch Betreibergesellschaften von Häusern der Marke IHG meldeten Insolvenz an. Hier jedoch springt der kanadische Konzern Westmont ein und übernimmt Betrieb sowie Neuausrichtung von 13 Hotels aus dem Invesco-Portfolio. Eine schnelle Genesung des Marktes wird es wohl nur in Teilbereichen geben. Die Ferienhotellerie in den Bergen oder an der Nordund Ostsee kann hoffen, dass das Geschäft im Sommer wieder läuft. Die Betreiber von Häusern in Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Berlin dagegen werden einen langen Atem brauchen. In diesen Messestädten war die Zahl der Übernachtungen sogar um mehr als 60% eingebrochen. Zu groß ist die Abhängigkeit von internationalen Ausstellungen und Kongressen. Laut einer Studie der Berater von Pricewaterhouse Coopers (PwC) rechnet die Mehrzahl der deutschen Hoteliers frühestens ab dem Jahr 2023 mit einer Normalisierung der Lage; erst 2023 oder gar 2024 wird eine branchenweite Break-even-Auslastung von bis zu 65% erwartet – vorausgesetzt, der internationale Reiseverkehr ist wieder uneingeschränkt möglich. Trübe Aussichten also. Denn wenn die Lockerungen im Insolvenzrecht auslaufen, Kredite wieder getilgt werden müssen und Eigentümer gestundete Mieten zurückfordern, wird die Luft für manchen Betreiber sehr, sehr dünn.

Experten gehen davon aus, dass die wirtschaftlichen Spätfolgen der Pandemie erst im Jahr 2022 voll zu spüren sein werden. Für kapitalstarke Konzerne bietet die mögliche Welle von Insolvenzen im Hotelsektor die Chance, sich schnell und günstig ausbreiten zu können, meint René Schappner, Head of Hotel bei Colliers International. Ketten wie B&B, Premier Inn, Deutsche Hospitality und Motel One stehen bereit. Sie haben angekündigt, ihr Wachstum beschleunigen zu wollen. So hat B&B Anfang März die Hotelgruppe Leto Motel mit fünf Häusern geschluckt. Premier Inn hat mit seiner expansionsfreudigen Mutter Whitbread in der Corona-Krise schon 13 Centro-Hotels und ein Star Inn in Hannover übernommen. 23 Hotels hat Premier Inn hierzulande im Betrieb. Insgesamt befinden sich in der Projekt- Pipeline für Deutschland 70 Standorte mit mehr als 12.000 Zimmern in über 30 Großstädten. Darüber hinaus würden weitere Standorte geprüft, sagt Entwicklungschef Michael Hartung. Er ist überzeugt, dass der deutsche Hotelmarkt nach der Krise noch interessanter wird. Insgesamt sehe die Muttergesellschaft ein Potenzial von etwa 300 Premier-Inn-Hotels im deutschen Markt. Bei mehr als der Hälfte der Standorte in Deutschland will Premier Inn selbst in die Immobilien investieren.

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