SMARTments student in Hamburg nach dem früheren Ersten Bürgermeister Herbert Weichmann benannt

Wohnanlage für 174 Studierende und Auszubildende

Hamburg, 13.06.2022  Nach dem früheren Ersten Bürgermeister Hamburgs, Herbert Weichmann, ist das neue SMARTments student im Münzviertel benannt worden, in dem seit vergangenem Herbst 174 Studierende und Auszubildende wohnen. Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung am vergangenen Donnerstag erinnerten die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit, sowie die Projektverantwortlichen der gemeinnützigen Moses Mendelssohn Stiftung, des Immobilienentwicklers NORD PROJECT GBI sowie des Betreibers, der FDS gemeinnützige Stiftung, an den Hamburger Ehrenbürger.

Für Bürgerschaftspräsidentin Veit ist diese Namensnennung eine weitere verdiente Würdigung eines Hamburger Politikers, der wichtige Weichenstellungen für die Hansestadt vorgenommen hat. „Viele von ihm initiierten Projekte wirken bis heute nach. Zu den umgesetzten Visionen gehören unter anderem das Congress Center Hamburg, der Bau des Neuen Elbtunnels und der Köhlbrandbrücke“, erinnert Carola Veit, die auch stellvertretende Vorsitzende der Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung ist: „Herbert Weichmann lebte mit seiner Exilerfahrung nach dem Grundsatz, dass nur dem ‚Bestehenden die Bausteine für das Bessere‘ zu entnehmen sind. Diesen Ansatz, aus dem Hier und Heute eine bessere Zukunft zu erschaffen, sollten wir uns alle zu Herzen nehmen. Dazu gehört auch, im Bewusstsein zu behalten, dass unsere historische Verantwortung, die Menschenwürde als unser höchstes Rechtsgut zu schützen und zu wahren, niemals aufhört.“

Die gemeinnützige Moses Mendelssohn Stiftung benennt alle SMARTments-Häuser, die in ihrem Auftrag entstehen, nach bedeutenden, meist jüdischen Persönlichkeiten, die zudem aufgrund ihrer Biographie mit der Stadt verbunden waren. Von den 22 SMARTments student – jeweils errichtet von den Projektentwicklern NORD PROJECT oder GBI - haben drei ihren Standort in Hamburg. „Weil Herbert Weichmann nicht nur ehemaliger Erster Bürgermeister und Ehrenbürger Hamburgs, sondern auch Ehrensenator der Universität
war, verbinden sich in der Namensgebung für diese 174 Studentenapartments geradezu idealtypisch Person und Ort“, erklärte Prof. Dr. Julius H. Schoeps, Vorstandsvorsitzender der Moses Mendelssohn Stiftung im Rahmen der offiziellen Namensnennungs-Veranstaltung, die im SMARTments student im Münzviertel stattfand.

Weichmann war im preußischen Staatsdienst ein wichtiger Rechtsberater und begann Ende der 20erJahre parallel eine politische Laufbahn, bei der er Staatssekretär in der preußischen Regierung wurde. Durch das NS-Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ verlor Weichmann 1933 sein Amt und floh mit seiner Frau Elsbeth ins Exil, über Frankreich, Spanien und Portugal in die Vereinigten Staaten. Von dort kehrte das SPD-Mitglied 15 Jahre später auf Bitten des damaligen Hamburger Regierungschefs Max Brauer nach Deutschland zurück. Bevor die Hamburger ihn 1965 zum Ersten Bürgermeister wählten, war er unter anderem Präsident des Rechnungshofes und Finanzsenator.

Prof. Bernhard Winking, der mit einem Wettbewerbsbeitrag an der Konzeption des Quartiers im Münzviertel mitgewirkt hat und dort das SMARTments student plante, hatte Herbert Weichmann noch persönlich gekannt. „Kurz nachdem ich mein Architektur-Diplom gemacht hatte, bekam ich als ganz blutjunger Dozent an der Hochschule für bildende Künste die Gelegenheit, an einer Abend-Veranstaltung mit Herbert Weichmann teilzunehmen. Und obwohl ich damals eher zufällig in die Runde reingeraten war, fragte Weichmann mich ganz gezielt, wie ich denn die Planung für sein Lieblingsprojekt, das neue CCH Congress Center finden würde“, erzählt Winking eine Geschichte aus den 1960er Jahren: „Ich fasste meinen ganzen Mut zusammen und erläuterte, wie man das Kongresszentrum noch deutlich besser gestalten könnte. Die große Runde, die ansonsten ausschließlich Lobeshymnen auf die CCH-Planung angestimmt hat, schwieg gespannt, in Erwartung einer Reaktion des Ersten Bürgermeisters. Herbert Weichmann aber lobte meine kritischen Hinweise, auch wenn das in der fortgeschrittenen Planungsphase nicht mehr umsetzbar war. Böse war er mir trotz der überraschenden Kritik wirklich nicht, denn kurz darauf nahm die Stadt meine Diplomarbeit zur Fleetinsel als Grundlage für die Erstellung eines dortigen B-Plans.“ Auch weiterhin arbeitete Winking mit der Stadt zusammen. „Diese Episode und der Umgang mit meiner kritischen Position zu dem für ihn so wichtigen CCH zeigt, was für ein uneitler und toller Mensch Herbert Weichmann war“, so Professor Winking: „Für mich schließt sich heute der Kreis: Angefangen mit unserer damaligen Begegnung, als ich noch junger Dozent war. Und am 57. Jahrestag der Amtseinführung von Herbert Weichmann stehe ich hier und feiere mit Ihnen zusammen die offizielle Namensgebung des Hauses, das seinen Namen trägt.“ 

Münzviertel-Quartier als Reaktion auf die Wohnungsknappheit

Diese Quartiersentwicklung mit dem Herbert Weichmann Haus verwirklicht Entwickler NORD PROJECT GBI gemeinsam mit der Stiftung Azubiwerk. Dabei entstehen in der Innenstadt-Lage neben den 174 SMARTments student noch 209 Wohnplätze für Auszubildende der Stiftung Azubiwerk, 55 Wohnungen im geförderten Wohnungsbau für Alleinstehende und Familien, 66 frei finanzierte Wohnungen, vorwiegend mit zwei bis vier Zimmern, sowie 46 Wohnungen – unter der Trägerschaft der Diakonie Hamburg – für Obdachlose, um diesen die Rückkehr in ein geregeltes Leben zu ermöglichen.

Zum Quartier, das 2023 weitgehend fertiggestellt sein wird, gehört in deren Zentrum zudem eine historische, 1879 errichtete, historische Immobilie. In dieser war bis vor einigen Jahren eine Schule untergebracht. In diesem kernsanierten Bau werden sich Anwohner treffen und austauschen sowie verschiedene Angebote nutzen: Sozial-, Food-Cooperative, Fahrrad-Reparaturwerkstatt, Fahrradküche und Co-Working-Bereichen bis hin zu Gemeinschaftsräumen (Fitness, kleines Kino, Bibliothek und Billard). Auch ein Teil der

Verwaltung der Stiftung Azubiwerk wird dort untergebracht. „Das neue Quartier im Münzviertel ist die vorbildliche Reaktion darauf, dass besonders Auszubildende, Studierende, Familien,
Menschen mit geringem Einkommen, ältere Hamburger und Wohnungslose unter der
Wohnungsknappheit leiden“, erläutert Jürgen Paul, Geschäftsführer der NORD PROJECT das Konzept: „All diese Gruppen bekommen hier jetzt innenstadtnah ein attraktives Angebot, mit vielen Freizeit- und Gastronomie-Angeboten in der Innenstadt und bester Verkehrs-Anbindung dank des nahen Hauptbahnhofs.“

Die 174 möblierten SMARTments student im Herbert Weichmann Haus sind durchschnittlich ca. 20 Quadratmeter groß, hochwertig möbliert, mit Bad, Küchenzeile und Highspeed-Internet ausgestattet. Den Studierenden steht zudemein großer Gemeinschaftsraum von ca. 100 Quadratmetern sowie ein Lernraum zur Verfügung. „SMARTments student bietet ein Rundum-Sorglos-Paket, das neben einem komfortablen Apartment auch die Anbindung an eine soziale Infrastruktur und abwechslungsreiche Veranstaltungsangebote enthält, mit denen die Stadt entdeckt, der Horizont erweitert und Begegnungen ermöglicht werden. Wir fördern zudem Engagement innerhalb der Hausgemeinschaften, etwa im Rahmen unseres Tutoren-Programms und einer Projektförderungsinitiative“, erläutert Dr. Jasmin Sohnemann, Leiterin Programm und Community für SMARTments student.

Zahl der SMARTments student in Hamburg steigt auf rund 1.000

Gerrit M. Ernst, Geschäftsführer der NORD PROJECT freut sich, dass die SMARTments student-Angebote in der Hansestadt mit dem Objekt im Münzviertel weiteren Zuwachs bekommen. Ebenfalls bereits im Betrieb sind Angebote am Hühnerposten (Albrecht Mendelssohn Bartholdy Haus mit 160 Apartmentplätzen) und am S-Bahnhof Berliner Tor Harburg (Ebba Simon Haus, 209 Apartmentplätze). Zudem sind Projekte in Eimsbüttel/Am Schulterblatt (52 Apartments), in Harburg (174 Apartments) und im Pergolenviertel (ca. 200 Apartments) im Bau. In zwei Jahren werden in Hamburg dann rund 1.000 SMARTments student angeboten. „Dieser erhebliche Beitrag zu den Wohnangeboten für Studierende und Auszubildende macht uns stolz, zumal wir ja unser Augenmerk bei den SMARTments student auf bezahlbare Angebote legen“, so Gerrit Ernst: „Die Haushaltsbudgets der Studierenden und Auszubildenden im Auge zu behalten, wird angesichts von steigenden Baukosten, den daraus resultierenden Mieten und dem enormen Anstieg der Betriebskosten eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für uns sein. Aber bei den aktuellen Preisentwicklungen werden solche Wohnprojekte wie dieses hier im Münzviertel immer wichtiger.“

expand_less